Die Bemühungen des Vereins Lumdatalbahn e. V. füllen schon seit Jahren die Nachrichtenspalten der hiesigen Tageszeitungen, dennoch kommt man keinen Schritt weiter, verschiebt die notwendige Diskussion der finanziellen Beteiligung der betroffenen Kommunen aufs Abstellgleis. Mit ständig sich wiederholenden Bekundungen, dass die Bahn kurz vor ihrer Wiederinbetriebnahme steht, wird einzig und allein versucht, eine breite Zustimmung der Städte und Gemeinden im Lumdatal herbeizureden. Auch in der aktuellen Berichterstattung werden die vorsichtigen Äußerungen der Landrätin und der Ersten Kreisbeigeordneten zur Reaktivierung der Bahnstrecke Lollar–Londorf bei der Veranstaltung Lumdatalbahn LIVE vom vergangenen Freitag in den Hintergrund gerückt. Die CDU Allendorf (Lumda) steht dem Projekt nach wie vor ablehnend gegenüber. Die für uns maßgeblichen Gründe sind:

Finanzierung
Nach wie vor liegt seitens des Landkreises und der beteiligten Kommunen keine Zusage über die entstehenden Infrastruktur- und Unterhaltungskosten vor. Der Hinweis die Landesregierung sei in der Pflicht, ist zu wenig und Augenwischerei. Wie aus der Präsentation zum NKI aus dem Kreistagsausschuss für Infrastruktur vom 14. September hervorgeht, ist dies ein wesentlicher Punkt um den möglichen Bewertungsfaktor >1,0 für eine Förderung nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu erreichen. Belastbare Zahlen zu den auf die Kommunen zukommenden Kosten fehlen in der Präsentation gänzlich. In diesem Kontext sind auch Erwartungen der Rabenau zu hinterfragen, die von einer völligen Kostenbefreiung der Kommunen ausgehen, sie gar verlangen.

Schülerverkehr
Der Zubringerdienst zur CBES, Standort Allendorf, kann nur durch die Verbesserung der Busanbindung der Abseits der Hauptstrecke Lollar–Grünberg liegenden Ortschaften in der Rabenau geschehen. Dies ist für die Sicherung des Schulstandortes im Lumdatal von existenzieller Bedeutung und wäre ein wesentlicher Schritt zum Erhalt der Schule in Allendorf. Schüler/innen aus dem Lumdatal, die weiterführende Schulen in Lollar oder Gießen besuchen, werden ebenfalls den Bus weiterhin nutzen, da dieser in direkter Nähe zu den Bildungseinrichtungen in Lollar bzw. der Gießener Innenstadt hält.

Wirtschaft
Die Kommunen des Lumdatals stehen vor der Entscheidung, ein gemeinsames interkommunales Gewerbegebiet vor den Toren Grünbergs zu erschließen. Damit sollen in der Region Arbeitsplätze geschaffen, bestehende erhalten und dem Gewerbe die Möglichkeit der Weiterentwicklung gegeben werden. Das Gewerbegebiet hat direkten Anschluss an die BAB 5. Die Lumdatalbahn fährt aber leider nicht nach Grünberg, um evtl. Arbeitnehmer an ihren Arbeitsplatz im „neuen interkommunalen Gewerbegebiet“ des Lumdatals zu bringen.

Individualverkehr
Die Lumdatalbahn wird den Individualverkehr mit dem Pkw zu Einkaufsstätten und Ärzten im Lumdatal und den Zentren in Gießen nicht verringern. Die im Lumdatal und im Gießener Umland entstandenen Einkaufsmärkte liegen weit von den möglichen Haltepunkten entfernt. Das Gleiche gilt für hoch frequentierte Einkaufsmöglichkeiten in Lollar, Gießen oder Wetzlar.

Siedlungspolitik
In unmittelbarer Nähe zu den stillgelegten Gleisanlagen sind Wohnhäuser entstanden. Hat sich der Verein Lumdatalbahn e. V. schon einmal mit den betroffenen Eignern unterhalten, ob sie in naher Zukunft die Verkehrsbelastung, die vor ihrer Haustür entsteht, auch tolerieren werden. Die Aussagen, die seitens der Lumdatalbahnbefürworter dazu in der Podiumsdiskussion gegeben wurden, waren für die Grundstückseigner eher ernüchternd.

Fazit
Der ländliche Raum des Lumdatals kann nicht nur durch die Reaktivierung einer stillgelegten Bahnstrecke mit Millionenaufwand gestärkt werden, sondern es Bedarf einer Fülle weiterer Maßnahmen, die es den Kommunen im Lumdatal ermöglichen, sich den Bedingungen einer sich wandelnden Gesellschaft und Wirtschaft anzupassen und damit für die dort lebende Bevölkerung attraktiv zu bleiben. Ein erster Schritt ist der Breitbandausbau, der in Allendorf frühzeitig angegangen worden ist und der erste Früchte trägt. Ein weiterer Schritt ist die Erhaltung unseres Schulstandortes und dessen Weiterentwicklung. Die Bereitstellung finanzierbaren Wohnraums, ausreichenden Kindergartenplätzen, der Umbau unserer Altstadt und eine am Bedarf sich orientierende Siedlungspolitik sind für die CDU in Allendorf die vordringlichsten Aufgaben der Zukunft.

Die Lumdatalbahn ist für uns Geschichte. Als Verkehrsträger in der geplanten Form auf einem Steckenabschnitt Lollar–Londorf wird sie mit modernem straßengebundenen Personennahverkehr nicht mithalten können. Das wirtschaftliche Aus ist schon jetzt abzusehen.

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